August-Sander-Preis 2018
Francesco Neri für seine Serie „Farmers“
Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur freut sich, mit Francesco Neri den Gewinner des ersten August-Sander-Preises bekannt zugeben. Gestiftet wurde der Preis von Ulla Bartenbach und Prof. Dr. Kurt Bartenbach. Die international besetzte Jury hat sich nach intensiven Diskussionen und nach der Vorauswahl in Form einer Shortlist von acht Kandidatinnen und Kandidaten schließlich für den italienischen Photographen Francesco Neri (*1982 in Faenza) und dessen Serie „Farmers“ als Preisträger entschieden.
Die Jurybegründung
„Die Serie ‚Farmers’ von Francesco Neri hat in ihrer hohen künstlerischen Qualität und photographischen Umsetzung überzeugt“, so das Credo der Jury, „die Einzelportraits von Bauern und Bäuerinnen aus Norditalien zeichnen sich durch ein ausgesprochen sensibles Zusammenspiel von Licht, Umraum und dargestellter Persönlichkeit aus. Durch die konsequente Verfolgung des selbstgestellten Themas, die seriell-vergleichende Vorgehensweise des Künstlers, ist ein Kompendium von besonderem dokumentarischem Wert entstanden. Im Einzelnen entfaltet jedes Motiv eine intensive bildnerische Kraft, birgt eine tiefgreifende Zeitlichkeit und führt einen Erfahrungs-Kosmos vor Augen, der auch im angewendeten photographischen Prozess selbst begründet liegt.“
Francesco Neri
Francesco Neri fühlt sich der analogen photographischen Tradition verpflichtet. Er bevorzugt die Großbildkamera, die Abzüge sind als Kontakte von 8x10-Farbnegativen ausgearbeitet. Diese Vorgehensweise erfordert eine konzentrierte Haltung während des Aufnahmeprozesses, eine sichere Handhabung der Technik und klare bildkompositorische Vorstellungen. Neri ist sich bewusst, dass jede abweichende Nuance die Aussage eines Bildes verändern kann; Licht, Hintergrund- und Ausschnittwahl sind für ihn wesentlich. Zudem gelingt es dem Künstler intuitiv, zufällig hinzutretende Aspekte in die Aufnahme einzuschließen. Er lässt den Portraitierten genügend Raum, beobachtet die Körpersprache, die natürlich eingenommenen Posen und sucht den Blickkontakt.
Die Portraits von Francesco Neri sind von einer grundlegend humanistischen Weltsicht geprägt. Historisches Bewusstsein und eine Verbundenheit mit der Region in Norditalien, aus der er selbst stammt, gelangen in der Serie der „Farmers“ zu einer allgemeingültigen Aussage über soziale, wirtschaftliche und gesellschaftliche Verhältnisse, aber auch über individuelle Lebenszusammenhänge und spezifische Persönlichkeiten.
Francesco Neri hat an der Accademia di Belle Arti in Ravenna bei Guido Guidi studiert. Neri ist Mitglied und Tutor des Photographic Visiting School-Programm der AA School of Architecture in London und Professor für Photographie am Institut für Graphic Design in Faenza. Seit über zehn Jahren arbeitet er an verschiedenen photographischen Langzeitprojekten vor allem im Bereich des Portraits, aber auch Landschaft und Interieur zählen zu seinen Ausdrucksfeldern. Seit 2006 wurden Photographien von Francesco Neri in mehreren Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert. Motive aus der mit dem August-Sander-Preis ausgezeichneten Serie „Farmers“, die Neri als ein fortlaufendes Projekt begreift, wurden 2015 auf dem Fotografia Festival Internazionale di Roma gezeigt, 2016 in der Gruppenausstellung „Mit anderen Augen. Das Porträt in der zeitgenössischen Fotografie“ in der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur in Köln und in der Kunsthalle Nürnberg, und aktuell 2018 ist eine Werkgruppe im LVR-LandesMuseum Bonn zu sehen. Ebenfalls derzeit präsentiert das Italienische Kulturinstitut in New York im Rahmen einer Gruppenausstellung zur Geschichte der italienischen Portraitphotographie verschiedene Portraitaufnahmen von Francesco Neri.