August-Sander-Preis 2020

Rebecca Unz: Benni, aus der Serie Sensibelchen, 24.03.2019
Rebecca Unz: Benni, aus der Serie Sensibelchen, 24.03.2019 © Rebecca Unz

Rebecca Unz für ihre Serie „Sensibelchen“

Was die international besetzte Jury für die Photographien der Österreicherin Rebecca Unz (* 2001) eingenommen hat, ist die präzise bildnerische Ausführung der einzelnen Aufnahmen, für die die Künstlerin die klassische Portraitform einer Büste gewählt hat. Zu sehen sind jeweils Freundinnen und Freunde aus dem Umfeld von Hip Hop und Rap, Musikrichtungen und damit zusammenhängende Lebenskonzepte, mit denen sich Rebecca Unz schon seit einigen Jahren aktiv beschäftigt und wo sie sich zugehörig fühlt.

An der Serie „Sensibelchen“, aus der die eingereichten Portraits stammen, hat Rebecca Unz von Februar 2018 bis Dezember 2020 gearbeitet. Die Portraitaufnahmen kennzeichnet insbesondere eine durchdacht eingesetzte Lichtführung, die die Gesichter der jungen Männer und Frauen vor meist neutralen nur angedeuteten Hintergründen zu modellieren scheint. Dabei verläuft die Bildreihe quasi einer Tonleiter folgend von einem warmen zu einem kalten Bildton und verweist damit auf ein Spektrum verschiedener Befindlichkeiten und Begegnungen. Die Konzentration liegt auf dem einzelnen Menschen, seinem Blick und dem jeweiligen Gesichtsausdruck. Auch individuelle Merkmale wie Frisuren, Schmuck oder Kopfbedeckungen, die etwas über die Geschmacksvorstellungen des Trägers/der Trägerin preisgeben, sind ins Bild gefasst. Zwar begegnet man in den Portraits jungen Menschen derselben Generation und einer gemeinsamen Vorliebe für einen Musikstil, und doch erscheint jeder, erscheint jede höchst eigen in Haltung und Ausdruck. Rebecca Unz ist daran gelegen, „die klischeehaften Fassaden von Personen, die in der Hip Hop-/Rap-Kultur aktiv sind, bewusst zu verwerfen und sich dem Individuum an sich und dessen Empfindlichkeit zu widmen“, so ihre eigenen Worte über die Serie.

 

Die Jury

Die Jurymitglieder Dr. Anja Bartenbach (Stifterfamilie), Gabriele Conrath-Scholl (Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur), Rineke Dijksta (Künstlerin, Amsterdam), Prof. Dr. Ursula Frohne (Universität Münster) und Dr. Jeff Rosenheim (The Metropolitan Museum of Art, New York) haben sich nach intensiven Diskussionen und nach der Vorauswahl in Form einer Shortlist von zehn Kandidatinnen und Kandidaten für Rebecca Unz und ihre Serie „Sensibelchen“ entschieden. Die Jury möchte mit ihrer Entscheidung bewusst eine junge, am Anfang ihrer Karriere stehende vielseitige Künstlerin fördern. Nicht nur die Photographie gehört zu den Ausdrucksmitteln von Rebecca Unz, auch Malerei und Zeichnung zählen dazu. Rebecca Unz ist Schülerin an der HTBLVA Ortweinschule in Graz und hat ihre Diplomarbeit aktuell fertiggestellt.

Verleihung des August-Sander-Preises 2020 an Rebecca Unz