Köln vom Haus der Rheinischen Heimat
Ruth Hallensleben: Köln vom Haus der Rheinischen Heimat, vor 1939
Das Gebäude, von dem aus Ruth Hallensleben photographiert hat, existiert heute nicht mehr. Es handelt sich um die ehemalige Kürassierkaserne am Deutzer Rheinufer, die der Architekt Adolf Abel ab 1927 umgebaut und eine moderne Anmutung durch Bauelemente wie größere Fenster und Treppenhäuser geschaffen hat. Das Gebäude war als Rheinisches Landesmuseum vorgesehen und wurde von den Nationalsozialisten in „Haus der Rheinischen Heimat“ umbenannt. Im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört, ist es 1956 endgültig abgerissen worden.
Der Standpunkt, den Ruth Hallensleben im Inneren des Hauses für ihre Aufnahme gewählt hat, liegt in einem der neu gestalteten Treppenhäuser. Zwei hohe Fenster geben den Blick frei auf das Rheinpanorama und das Kölner Wahrzeichen, den Dom. Die Fenster bilden eine strenge Vertikale, dazu kontrastiert das geschwungene Treppengeländer, versehen mit grafischen Mustern. Sonnenlicht fällt durch die Fenster und auf den Treppenstufen entsteht ein Linienspiel aus Licht und Schatten. Ruth Hallensleben betont in ihrer Photographie das innovative und zeitgemäße der vorgefundenen Architektur, die formenstrenge Bildkomposition lässt auch an konstruktivistische Ansätze in der bildenden Kunst denken. Offenheit und Licht, eine Verbindung zwischen Innen- und Außenraum zu schaffen, klare Formen und lineare Strukturen sind gestalterische Prinzipien, wie sie sich im Neuen Bauen vielfach und in unterschiedlichen Ausprägungen wiederfinden. Hinweise auf die vormalige Funktion des Gebäudes als Kaserne finden sich in der Aufnahme von Ruth Hallensleben keine.