Marienhütte bei Eiserfeld/Sieg
Peter Weller:
Marienhütte bei Eiserfeld/Sieg, 1909–1914
Copyright:
Peter Weller
Die von Peter Weller (1868–1940) photographierte Marienhütte im Siegerland bestand von 1876 bis 1926/27. Die Region war lange führend in der Erzförderung und der Eisenverarbeitung, bis ins 15. Jahrhundert lassen sich Grubengründungen nachweisen. Die wirtschaftliche Struktur des Siegerlandes zeichnete sich dadurch aus, dass es eine enge Verzahnung gab zwischen Land- und Forstwirtschaft, zwischen handwerklichen und industriellen Betrieben. Man lebte und arbeitete in kleinen Verbänden, nutzte regionale Gegebenheiten, hielt die Transportwege möglichst gering. Doch so stabil sich dieses Geflecht darstellte, durch den technischen Fortschritt im 19. Jahrhundert, die Konkurrenz aus dem nahegelegenen Ruhrgebiet oder beispielsweise auch aus den englischen Förderrevieren, geriet das Siegerland mehr und mehr ins Hintertreffen und verlor trotz seines qualitativ hochwertigen Erzes seine Vormachtstellung auf dem Markt. In der Zeit etwa ab 1860 erlebte das Siegerland jedoch noch einmal eine Blüte. Die Einrichtung der Eisenbahnverbindung Sieg-Ruhr war dabei ein wichtiger Indikator, denn nun war es beispielsweise möglich, die technisch neuen, mit Koks anstelle der traditionellen Holzkohle betriebenen Hochöfen zu beschicken. Die auf der Aufnahme von Weller zu sehende Marienhütte verfügte über einen solchen Hochofen, also eine in der Zeit ihrer Entstehung fortschrittliche Anlage.
Peter Weller war photographischer Autodidakt. Wie damals üblich, begann er nach der Volksschule als Haldenjunge zu arbeiten. Auch unter Tage war er tätig, bis er schließlich in die Bergwerksverwaltung kam und eine kaufmännische Laufbahn einschlug. Um 1900 scheint er begonnen zu haben, sich mit dem Medium zu beschäftigen und typische Erscheinungen seiner Umgebung zu photographieren. Nicht nur Konstruktionen des Bergbaus und der anbindenden Industrie zählen zu Wellers Motiven, auch das bäuerliche Leben und landschaftliche Momente hat er einbezogen. Verbrieft sind zwei Ausstellungen zu seinen Lebzeiten (1910 in Altenkirchen und 1913 in Essen), eine dritte 1915 kam aufgrund des Ersten Weltkriegs nicht zustande. Peter Weller gab die Photographie auf, verließ das Siegerland, um in Lüdenscheid und später wahrscheinlich auch in Düsseldorf ein Kino zu betreiben. In Düsseldorf ist er 1940 verstorben.