o. T. (Spiky), Osaka

Oliver Sieber: o. T. (Spiky), Osaka, 2006
Copyright: Oliver Sieber

Als eine großzügige Dauerleihgabe sind 43 Aufnahmen aus der Serie J_Subs von Oliver Sieber in die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur gelangt. Das nun mit seinen 66 Portraits komplett vorliegende Konvolut bindet an die bereits vorhandenen Bestände von Sieber an, die Aufnahmen aus der betreffenden Serie umfassen wie auch die Serien Die Blinden, 11 Freundinnen und SkinsModsTeds.

J_Subs – der Titel spielt auf eine der ersten britischen Punkbands, die UK-Subs an und zeigt in Osaka/Japan entstandene Einzelportraits junger Frauen und Männer, die sich Jugendkulturen zwischen Rockabilly und Punk zugehörig fühlen. Gezeigt werden Konzertbesucher als auch Musiker, die Oliver Sieber in einer improvisierten Studiosituation am Ort des Geschehens photographiert hat. Stets vor neutral-hellem Hintergrund und als Bruststücke angelegt, hebt die Bildkomposition auf diese Weise die Physiognomie der Gesichter, den besonderen Style jedes Einzelnen hervor. Dieser findet seinen Ausdruck in ausgewählten Kleidungsmerkmalen, in der Kombination von verschiedenen Accessoires, in Frisuren, Haarfarben und Make-up. Es sind diese individuellen und gleichzeitig eine Gruppenidentität markierenden Zeichen, die für den Photographen eine zentrale bildnerische Bedeutung haben. Und mehr noch – Lebensentwürfe und geschlechtliche Typisierungen drücken sich in diesen aus, ästhetische Parameter und Schönheitsideale werden aufgestellt. Zumindest äußerlich scheinen diese Jugendlichen gesellschaftlichen Konventionen und normativen Erwartungshaltungen nicht entsprechen zu wollen, sie haben ihre eigene Community gebildet. Letztlich spiegeln sich darin Fragen der Identität, wie sie insbesondere in der Lebensphase der Jugend oder des jungen Erwachsenseins zur Debatte stehen – all dies sind Momente, die für Oliver Sieber von besonderem Interesse sind.

Betrachtet man etwa das Portrait „O.T. (Spiky)“, so sieht man eine junge Frau, die einen androgynen Stil bevorzugt. Sie trägt eine Schiebermütze, ein traditionelles Kleidungsstück aus dem Arbeitermilieu, eine Biker-Lederjacke mit auffälligen Stickern am Kragen. Ihre Augen ziert ein exakter Lidstrich. Jedes der genannten Elemente zitiert einen eigenen Kosmos, doch im Zusammenklang ist ein konsistentes Gesamtbild von eigenwilligem Geschmack entstanden. Nichts ist bei dem Outfit dem Zufall überlassen, jedes Detail, jede Farbkombination ist genau für diesen „Auftritt“ vorgesehen. Eine Form des Perfektionismus, die Oliver Sieber bei seinen Japan-Aufenthalten als eine Maxime der dort anzutreffenden Jugendlichen beobachtet hat.