Die Schwestern Ida, Lina, Bertha und Erna Fuchs, Kocherscheid

August Sander: Die Schwestern Ida, Lina, Bertha und Erna Fuchs, Kocherscheid, 1912
Copyright: Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur – August Sander Archiv, Köln; VG Bild-Kunst, Bonn, 2020

Nachdem August Sander 1910 Linz an der Donau verlassen und in Köln erneut ein eigenes Atelier gegründet hatte, begann er, die ihm vertraute Region des Westerwaldes regelmäßig aufzusuchen. Sein Ziel war es, sich dort einen weiteren Kundenstamm aufzubauen. Schon bald hatte er sich als Photograph einen Namen gemacht, seine Bilder waren beliebt und Anlässe für Auftragsarbeiten gab es viele: Hochzeiten, Jubiläen, Konfirmationen wie auch Erinnerungsbilder von der Familie, den Kindern und Großeltern. Zeit seines Lebens war der Westerwald für August Sander ein wichtiger Bezugspunkt, wurde er doch 1876 in Herdorf geboren. Zahlreiche der mit der Region verbundenen Portraits sind auch in sein großes Kulturwerk Menschen des 20. Jahrhunderts einbezogen.

Die hier vorgestellte Photographie ist 1912 in Kocherscheid im Rhein-Sieg-Kreis entstanden. Der kleine Ort liegt nicht weit von Kuchhausen entfernt, wo Sander von 1944 bis kurz vor seinem Tod 1964 lebte. Das Bild zeigt vier Schwestern, die sich vor einer Waldlichtung zusammengefunden haben. Sie sind alle hübsch zurechtgemacht, haben ähnliche Frisuren mit Schleifen im Haar; tragen wahrscheinlich von Mutter oder Großmutter selbst geschneiderte, mit Bordüren und Ziernähten versehene Kleider, die nur für besondere Anlässe vorgesehen waren. Die Altersunterschiede der Schwestern liegen nur bei wenigen Jahren, ihre Nähe und Verbundenheit hat Sander durch die kreisförmige Komposition der Figurengruppe zum Ausdruck gebracht.

Wie sich durch Recherchen zum Negativbestand im August Sander Archiv belegen lässt, photographierte Sander die Schwestern samt ihren Eltern wiederholt, als die älteste Schwester heiratete. Auch stellte sich heraus, dass die Familie des Bräutigams zu seinen Kunden zählte.

August Sanders langjährige photographische Arbeit führte zu Tausenden von Portraitaufnahmen, die sich in seinem Archiv erhalten haben und ein eindrückliches Bild der Bevölkerung zeichnen.