Blick in die Sammlung: August Sander. Westerwald

13. März 2015 - 09. August 2015

August Sander: Familie Enders, Idelberg im Nistertal, 1922 © Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur – August Sander Archiv, Köln; VG Bild-Kunst, Bonn 2016

Unmittelbar nachdem August Sander (1876–1964) 1910 sein Atelier in Köln-Lindenthal gegründet hatte, zog es ihn immer wieder in den nahe gelegenen Westerwald. Dort photographierte er über vier Jahrzehnte viele Familien, nahm bemerkenswerte Gruppen- und Einzelporträts auf oder dokumentierte charakteristische Landschaftsansichten.

Mit den ausgestellten Werken vermittelt sich ein Einblick in einen speziellen Teil des August Sander Archivs, der in die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur zunächst als „Bauernarchiv“ bezeichnet einging und rund 2.500 Negative umfasst. Im Zuge der Recherchen zum Werk von August Sander konnten viele auf den Negativen abgebildeten Personen, Familien und Orte im Abgleich mit Dokumenten und zahlreichen seit den 1990er-Jahren geführten Gesprächen mit Zeitzeugen, Besitzern von Sander-Bildern und Familienangehörigen identifiziert werden. Auch genauere Datierungen seiner Bilder wurden nachträglich vorgenommen, wodurch die Kontinuität von Sanders Arbeit im Westerwald systematische Veranschaulichung gewinnt. Schließlich werden Querverbindungen zu seinem großen typologischen Porträtwerk „Menschen des 20. Jahrhunderts“ und der Gesamtentwicklung seines Werks zwischen Auftrag und freier Arbeit deutlich.

Die vorgestellten Photographien wurden auf Basis von Sanders Originalnegativplatten zwischen 1991 und 2014 in der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur als analoge Neuabzüge erstellt. In Originalabzügen sind die ausgewählten Motive überwiegend nicht mehr erhalten oder sie befinden sich in Privatbesitz bzw. in anderen öffentlichen Sammlungen. In der hier gezeigten technischen Ausführung erhalten Sanders Bilder eine Neuinterpretation, die sich an der originalen Qualität seiner Vergrößerungen orientiert. Darüber hinaus wird durch die vergleichbare Größe und Tonalität der Ausstellungsabzüge eine Vergleichbarkeit seiner Motive erzielt, die die kompositorischen Momente seiner Aufnahmen hervorheben und analysierbar machen.

Mit dieser Präsentation wird zugleich auf einen wesentlichen Arbeitsbereich der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur hingewiesen, der sich auf die vielseitige und schrittweise Erschließung von Sanders Gesamtwerk bezieht.