Blick in die Sammlung – Ausgewählte Porträtpositionen aus dem Bestand

26. Februar 2016 - 29. Mai 2016

Judith Joy Ross: Koch, Bethlehem, Pennsylvania, 1980, aus der Serie Jobs, © Judith Joy Ross

Zeitgleich zur Ausstellung Mit anderen Augen – Das Porträt in der zeitgenössischen Fotografie zeigt die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur eine Auswahl an Porträtpositionen aus dem eigenen Bestand. Darin nimmt die Porträtfotografie einen hohen Stellenwert ein. Das hier verortete August Sander Archiv birgt Tausende von Porträts, die der Lichtbildner ab Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1950er-Jahre aufnahm. Seit August Sander (1876–1964) Mitte der 1920er-Jahre erste Überlegungen für ein konzeptuell angelegtes Mappenwerk oder Kulturwerk, wie er es auch nannte, mit dem Titel Menschen des 20. Jahrhunderts ersann, entwickelte sich kontinuierlich die Idee einer langfristig angelegten empirischen Bildstudie, die in aller Komplexität darauf zielte, das Antlitz der Zeit mittels Einzel-, Doppel- oder Gruppenporträts zu dokumentieren. Nach wie vor treffen seine Aufnahmen den Nerv der Zeit und regen zu Fragestellungen an, die von zahlreichen Fotografen weiterentwickelt werden – sei es hinsichtlich seiner Inhalte, sei es mit dem Fokus auf sein methodisches Vorgehen und seinen Forschergeist.
Vor diesem Hintergrund geben August Sanders Porträtarbeiten auch für den Bestandsaufbau der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur eine wesentliche Richtung vor. In Betracht gezogen werden Werke seiner Zeitgenossen, vor allem aber von Fotografen nachfolgender Generationen, die Sander wertschätzen und mit seinem Werk im Dialog stehen. Einige Sammlungsstücke, etwa von Diane Arbus, Rosalind Solomon, Gabriele und Helmut Nothhelfer, Albrecht Tübke, Francesco Neri, Judith Joy Ross, Oliver Sieber, Jim Dine und Thomas Ruff, werden in die aktuelle Sammlungspräsentation im Rahmen der Kooperationsausstellung Mit anderen Augen einbezogen. Versammelt sind zehn künstlerische Positionen aus Deutschland, Italien und den USA, zusammen knapp über 60 Aufnahmen – allesamt individuelle und typologische Bildnisse, aufgenommen in häuslicher Umgebung, am Arbeitsplatz oder im neutralen Ambiente eines Studios, abgelichtet in der Natur, im öffentlichen Raum auf dem Land oder in städtischen Ballungsgebieten. Meist nehmen die Dargestellten zum Fotografen und damit auch zu uns als Betrachter eine mittlere Distanz ein und werden als Ganz- oder Dreiviertelfigur, zuweilen nahsichtig als Büste gezeigt – ein Kaleidoskop von Eindrücken und Statements im Umgang mit dokumentarischer Fotografie im umfassenden Sinn.