Mit anderen Augen – Das Porträt in der zeitgenössischen Fotografie
26. Februar 2016 - 29. Mai 2016
Bereits seit der Antike und durch alle Epochen hindurch haben Künstler Porträts von Menschen geschaffen. Damit ist dieses Genre eines der zentralen Themen innerhalb der Kunstgeschichte. Verbunden mit dem Menschen und der Vergegenwärtigung von Aspekten der Individualität und Identität, Momenten gesellschaftlicher und kultureller Zusammenhänge oder auch sozialer Bindungen gehört das Porträt auch in der aktuellen Kunst – und hier vor allem in der Fotografie – zu den wichtigen und sich immer wieder neu formulierenden bildnerischen Inhalten. Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur und das Kunstmuseum Bonn zeigen unter dem übergreifenden Titel Mit anderen Augen. Das Porträt in der zeitgenössischen Fotografie parallel stattfindende Gruppenausstellungen zu diesem spannenden Thema und ermöglichen so nun erstmals in Deutschland einen umfangreichen Überblick über die zeitgenössische Porträtfotografie am Beginn des 21. Jahrhunderts. Vorgestellt werden in beiden Ausstellungshäusern zahlreiche künstlerische Konzepte, die das Genre aus vielen Perspektiven beleuchten. Aspekte der Individualität und Identität, Momente gesellschaftlicher und kultureller Zusammenhänge oder auch sozialer Bindungen werden angesprochen. Fotografische Einzelbilder, Sequenzen, Rauminstallationen und filmische Arbeiten zeigen den Menschen in unterschiedlichen Lebensräumen, befassen sich mit seiner Präsenz im fotografischen Bild und mit der Bedeutung des Porträts in individualisierender, typisierender, kultureller und auch abstrahierender Hinsicht. Traditionelle Bildformen sowie innovative Ansätze greifen ineinander und verdeutlichen den Facettenreichtum des Themas. Ablesbar wird zudem der Wandel, den die Fotografie in den letzten Jahrzehnten durchlaufen hat, sei es mit Blick auf die analoge und digitale Technik, sei es mit Blick auf die breitere künstlerische Akzeptanz. Mit großer Freiheit greifen die in der Ausstellung vorgestellten Künstlerinnen und Künstler innerhalb ihrer Bildkonzepte auf die zur Verfügung stehenden medialen Mittel zurück und entfalten so einen eigenen Kosmos. Sowohl das Individualbildnis wie das Porträt in seiner Reproduzierbarkeit und seinem Verfremdungspotenzial kommen nebeneinander zur Wirkung.
Die in Bonn und Köln präsentierten Ausstellungsteile folgen dabei unterschiedlichen Schwerpunkten:
Im Kunstmuseum Bonn liegt der Fokus auf Aspekten zeitgenössischer künstlerischer Bildkonzepte im Bereich der Porträtfotografie von Künstlerinnen und Künstlern, die in Deutschland leben oder hierzu eine Verbindung haben. Mit ihren Arbeiten beziehen sie künstlerische, konzeptuelle und das Genre auch abstrakt reflektierende Ansätze mit ein. Damit knüpft das Haus an seinen Sammlungsschwerpunkt zur deutschen Kunst nach 1945 an. Ausgewählt sind Künstlerinnen und Künstler, deren bildnerische Ansätze vom Dokumentarischen bis zur Inszenierung, von der Neuformulierung ikonografischer Bildtraditionen bis zur künstlerischen Beschäftigung mit der Amateurfotografie oder der Abstraktion als formale Reflexion des Themas reichen. In inhaltlich gelenkten Räumen werden die jeweiligen Positionen in pointierten Gegenüberstellungen vorgestellt. Darüber hinaus sind auch Rauminszenierungen einzelner Künstler zu sehen.
Die Ausstellung im Kunstmuseum Bonn zeigt folgende Künstlerinnen und Künstler: Ute Behrend, Katharina, Bosse, Clegg & Guttmann, Dunja Evers, Jan Paul Evers, Albrecht Fuchs, Bernhard Fuchs, Jitka Hanzlová, Uschi Huber, Jörg Paul Janka, Sabrina Jung, Keller/Wittwer, Annette Kelm, Erik Kessels, Dieter Kiessling, Jana Kölmel, Eckhard Korn, Christian Mayer, Katharina Mayer, Christopher Muller, Peter Piller, Barbara Probst, Timm Rautert, Daniela Risch, Thomas Ruff, Michael Schmidt, Daniel Schumann, Oliver Sieber, Beat Streuli, Thomas Struth, Katja Stuke, Wolfgang Tillmans, Christopher Williams und Tobias Zielony.
Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur fokussiert auf internationale Künstler wie Charles Fréger (Frankreich), Pepa Hristova (Bulgarien/Deutschland), Pieter Hugo (Südafrika), Hiroh Kikai (Japan), Mark Neville (England), Jerry L. Thompson (USA), Mette Tronvoll (Norwegen), Albrecht Tübke (Deutschland/Italien) und Joerg Lipskoch (Deutschland).
Der Kölner Ausstellungsteil konzentriert sich zugleich auf serielle Porträtarbeiten, die einem künstlerisch-dokumentarischen Ansatz folgen. Dies knüpft an die programmatische Ausrichtung der Institution an, in der das August Sander Archiv und damit eine zentrale Position der dokumentarischen Fotografie einen wesentlichen Platz einnimmt. Flankierend werden ausgewählte Werkserien aus der eigenen Sammlung vorgestellt: Diane Arbus, Jim Dine, Francesco Neri, Gabriele und Helmut Nothhelfer, Judith Joy Ross, Thomas Ruff, August Sander, Oliver Sieber und Rosalind Solomon.
Mit anderen Augen wird in beiden Städten von einem vielseitigen Veranstaltungsprogramm begleitet.