A Look at the Collections: Hugo Erfurth – Pictures

07. September 2018 - 27. Januar 2019

Hugo Erfurth: Max Beckmann, 1928, Ölpigmentdruck © VG Bild-Kunst, Bonn, 2018; courtesy Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur; Photo: Niklas Rausch

Eine Ausstellung der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur und dem LVR-LandesMuseum Bonn

Die Bildnisse, die aus dem Atelier von Hugo Erfurth (1874–1948) überliefert sind, reichen stilistisch weitgehend in die Zeit bzw. Auffassung der Kunstphotographie. Diese besonders künstlerisch motivierte Richtung hatte am Ende des 19. Jahrhunderts bis etwa 1914 ihre Blütezeit. Die Photographen verfolgten die Absicht erlesen gestalteter Kompositionen, die noch dazu mit besonderen manuell-technischen Eingriffen veredelt wurden. Dazu von Vorteil waren Edeldruckverfahren, die einen malerischen Duktus erlaubten und überdies höchst aufwendig in der Herstellung waren. Anleihen in der Malerei verhalfen der Photographie so zum großen Auftritt, was sich tatsächlich in der Dimension großer Wandbilder ausdrücken sollte. Damit einher gingen expressiv wirkungsvolle und stark symbolisch intendierte Motive, die die Gefühlswelten der Menschen bis ins Pathetische zum Ausdruck brachten. Bedeutende Persönlichkeiten der Gesellschaft wurden mit Edeldrucken geehrt oder für besondere Anlässe wurden dieserart Bilder in Auftrag gegeben. Mit Aufkommen neuer Möglichkeiten des technischen Mediums in den 1920er-Jahren und einer Rückbesinnung auf die rein dokumentarische Qualität als künstlerischer Ausdruckswert in der Photographie wurden die kunstphotographischen Techniken mehr und mehr verdrängt.Hugo Erfurth hielt jedoch unabhängig neuer Tendenzen weitgehend an der Umsetzung seiner Motive als Edeldrucke fest. Vor allem im Öldruck erreichte er meisterliche Leistungen, exquisite Stücke gingen aus seinem Atelier hervor. Neben seiner anfänglichen Vorliebe für Genrephotographien und Landschaftshintergründe spezialisierte sich Erfurth zunehmend auf Porträts, die er zu Beginn seiner photographischen Tätigkeit vor allem im Kreis seiner Familie fand. Mit Erwerb des Palais des Grafen Lüttichau in der Dresdner Innenstadt im Jahr 1906, entwickelte sich Erfurths Atelier zu einem repräsentativen Zentrum des städtischen Kulturlebens. Individualbildnisse entstanden von Mitgliedern der Bürgerschaft und Adel, von Militär und Künstlern. So sind in der aktuellen Ausstellung z. B. einnehmende Porträts von Max Beckmann, Otto Dix, Käthe Kollwitz und Richard Riemerschmid zu sehen, u. a. fanden einige dieser Personen interessanterweise auch den Weg vor August Sanders Kamera – spannenderweise unter stilistisch anderer Maßgabe. Hatte auch Sander kunstphotographisch ausgerichtete Photographien erarbeitet, so wendete er sich jedoch für sein freies künstlerisches Schaffen nach dem Ersten Weltkrieg mehr und mehr davon ab. Heute sind nur verhältnismäßig wenige, doch aufschlussreiche Beispiele in dieser Technik von ihm erhalten. Mit der Ausstellung zum Werk von Hugo Erfurth findet die 2018 gestartete Zusammenarbeit des LVR-LandesMuseum Bonn und der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln, ihre Fortsetzung. Die Exponate stammen aus den Beständen beider Häuser, ergänzt um Leihgaben aus der Deutschen Fotothek Dresden.

Begleitend erscheint ein Sammlungsheft mit einem Text von Adelheid Komenda.